Mittwoch, 2. Oktober 2013

Unmodern

Ich lebe und ich schreibe unmodern. Ich töne unmodern. Nicht, dass ich Maschinenstürmer oder so etwas wäre. Ich bin unmodern, nicht antimodern. Dabei nicht einmal frei von Ambivalenzen und Ungereimtheiten. Mein wichtigstes Arbeitsgerät ist ein Laptop. Verbunden mit einem w-lan-Stick und ergänzt durch Scanner/Drucker und einer Digitalkamera lässt es mich hier draußen in den Gärten sehr frei meiner Schreibarnbeit nachgehen. Das weiß ich sehr wohl und mit Dankbarkeit zu schätzen. Es sind meine Produktionsmittel.

Auch in meiner Küche befinden sich einige Maschinen, Friteuse und Pürrierstab, Kühlschrank, Eismaschine, Gewürzmühle, das alles dient der Arbeitserleichterung, da ich oft für Gäste, auch viele Gäste koche. Im Garten dagegen sind bei mir bis auf den Rasenmäher keine maschinenbetriebenen Geräte in Einsatz. Der soll jedoch über kurz oder lang von einer Sense abgelöst werden. Dafür muss ich allerdings einiges an handwerklichen Fähigkeiten auffrischen. Zum Beispiel das Schärfen des Sensenblattes durch Dengeln. 

Was ist noch im Hause? Ein altmodischer Plattenspieler, doch kein Radio, kein Fernseher, kein DVD und all dies, und ich  höre auch nur noch sehr selten Musik vom Plattenteller. Meist spiele ich meine "alten Scheiben", wenn Besuch da ist. Eine Waschmaschine nutze ich, das ist eine echte Arbeitserleichterung. Ach so, und vor der Haustür steht kein Auto.

Zum Musizieren bevorzuge ich akkustische Instrumente, Gitarre und Querflöte, Trommeln, Gongs, Becken. Die Stimme. Gerne musiziere ich mit anderen Menschen zusammen. Ich freu mich immer sehr, wenn wir zu mehreren tönen. Es ist schön, wenn die Klänge des sommers durch den Garten ziehen. Auch auf meinen Lesungen bin ich am liebsten vor kleinem Publikum, gerne im Kreise sitzend, und mit unverstärkter Stimme zu unverstärkten Instrumenten. Wie gesagt, am liebsten, denn immer geht es nicht so. 

Da das alles bei mir so ist, traue ich mich auch, unmodern zu schreiben. Idyllen und gereimte Verse, oft und gerne in Vierzeilern, mit den wenigen Reimworten, welche die deutsche Sprache nun einmal hat, zufrieden. Ich muss da nicht "originell" sein, ich bin mit dem zufrieden, was ist und was da kommt. Vielleicht etwas aus der Zeit gefallen, jedoch passend zu meinem Leben. Wenn ich mit der Sense mähe, dann schreibe ich über das Mähen mit der Sense. Weil es meine Welt ist. 

So hat sich in meinem Herzen ein gewisses Unverständnis gegenüber einer technikvernarrten Welt entwickelt. Nein, wie oben schon geschrieben, kein Sturm auf Maschinen. Ich betrachte diese Welt eher mit dem Blick eines Ethnologen eines schon fast ausgestorbenen Stammes. In gewisser Weise stehen wir uns fremd gegenüber, die Welt der Technik und ich. Ich habe das nicht so gewollt, ich habe das nicht mit Absicht betrieben, mein Weg ist dieser gewesen. So maße ich mich auch nicht an, zu urteilen. Ich kann halt nicht anders. Das ist alles. 



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