Mittwoch, 12. Juli 2023

Nachlese zum 1. Klostertag in Fredelsloh

 



Nachlese zum 1. Klostertag in Fredelsloh am 9. Juli dieses Jahres: Im Programmpunkt "Fredelsloher Sagen neu erzählt" haben wir die Gründungslegende Fredelslohs aufgenommen, vom Grafen (von Dassel), oder, in anderer Lesart, von einem Jägersmann, der sich im Wald von Solling verirrte, und dem, als er vor Erschöpfung und Durst einschlief, im Traume eine Frau erschien. Als er erwachte, fand er sich an einer Quelle wieder, die heute am Kapellenbrunnen immer noch plätschert. Als Dank für seine Errettung ließ er eine Marienkapelle errichten. Das war der Beginn von Fredelsloh.

Es gibt verschiedene Variationen dieses Themas. Wir haben in dichterischer Freiheit diesen besagten Traum beschrieben, und ihn mit der Sage um die Schlangenkönigin verwoben, letztere war auch in Fredelsloh ansässig, darüber gibt es eine Geschichte. Über beide Sagen hier nächstens mehr, hier der Text von Kalindi, der Schlangenkönigin, wie sie dem Grafen oder Jägersmann im Traume erschienen sein mag. Musikalische Begleitung: Erd Ling Judith: Didgeridoo, Daniel M. Ladner, Cajon und Dingefinder Jörg Krüger Gitarre . Ich habe auch den Text dazu geschrieben. Leider gibt es keine Tonaufnahme, daher nur obiges Bild und den Text hier:


Es war die samtene Schwärze ihrer Augen, es war das Singen ihrer nachtschwarzen Stimme, es waren die Milchstraßen, welche in ihre Brauen geflochten, er stand und schaute und lauschte.

Und sie nahm seine Waffen und seine Rüstungen und seine eisernen Panzer und all die Spielzeuge der Männer und sagte: Diese brauchst Du nicht mehr. Wo aber das Vertrauen klein ist, ist gar kein Vertrauen. Und sie gab ihm den dreifach gewundenen Stab in die Hand.

Und er blickte in die samtene Schwärze ihrer Augen, und er lauschte dem Singen ihrer nachtschwarzen Stimme, und es waren die Regenbögen, welche in ihre Brauen geflochten.

"Ich webe das Jetzt in die Zeit,
ich webe Frau Welt ein neues Gewand,
ich webe der Mutter ein farbiges Kleid,
ich nehme die Kinder bei der Hand,
ich webe das Jetzt in die Zeit"

Und sie nahm seine fein gewirkten Kleider und seine zierlichen Schuh und gab ihm dafür die Kleider der einfachen Leute. Und er griff in die Tasche, und fand darin drei Kupfermünzen. Und sie sagte ihm: Nun gehe, dir Fischlein zu kaufen.

Und er blickte in die samtene Schwärze ihrer Augen, und alle Nacht war darinnen, und ein Spiegel war darinnen, und er lauschte dem Singen ihrer nachtschwarzen Stimme, und alle Flüsse der Welt waren in ihre Brauen geflochten.

Und er schaute in den Spiegel, und er erblickte das Antlitz des Vaters, und es war ein trauriges Antlitz, gebeugt in Schmerz und Gram. Und er schaute in den Spiegel, und er erblickte das Antlitz seines Sohnes, und es war ein wissendes Antlitz.

"Ich webe das Jetzt in die Zeit,
ich webe Frau Welt ein neues Gewand,
ich webe der Mutter ihr farbiges Kleid,
ich halte darüber die schützende Hand,
ich webe das Jetzt in die Zeit"

Und sie sagte zu ihm: Wem ich Schmerz schenke, dem schenke ich auch die Kraft und die Würde diesen zu tragen. Und sie legte die Hand auf das Traumsiegel auf seiner Stirne, und es war eine wissende und wärmende Hand. Eine nährende Hand.

Und in ihm waren all die sterbenden Wesen, und sie klagten die Totenklage, und es war eine große Trauer in ihm. Und er blickte in die samtene Schwärze ihrer Augen, und alle Nacht war darinnen, und ein Weiher im Mondenlichte war darinnen, und ein verschwiegener Waldpfad war in ihre Brauen geflochten, und als seine Füße den Pfad begingen, hörte er das Singen ihrer nachtschwarzen Stimme.

"Ich webe das Jetzt in die Zeit,
ich webe Frau Welt ein neues Gewand,
ich webe der Mutter ihr farbiges Kleid,
ich halte darüber die schützende Hand,
ich webe das Jetzt in die Zeit"

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen