Donnerstag, 10. Mai 2012

Geschichten vom Transzendentalen Dachboden: Zwischen den Zeiten

Es gibt diese Zeiten zwischen den Zeiten, wo sich im scheinbaren Stillstand das Neue gestaltet. Oft werden in unserer Art der Zivilisation diese Zeiten übersehen, sie kommen nicht zum Blühen, das allzu hastige Tätigsein lässt daran vorbei hetzen. Während ich dieses schreibe, oben in der Ruhe des Dachbodens, das Rauschen des Regens ist gerade verebbt, beginnt eine Amsel zu singen. Es ist mein Liebling unter den singenden Amseln, ich erkenne sie sofort, sie hat ein paar so typische und von mir in dieser Form noch nicht gehörte Schlenker und Triller in ihrer Darbietung, dass ich jedesmal schweigend herzberührt lausche.

Gestern ging ein Sturzbach vom Himmel hinunter, Wasserschwälle, begleitet von Hagel, Donner und Blitz. Und inmitten des Unwetters ein Regenbogen, kurz sichtbar, da einige Sonnenstrahlen sich durch die dunkle Wolkendecke mogelten. 

Es gibt diese Augenlicke, in denen alles mit allem verbunden ist, das Wetter zur Stimmung passt, die Regenbögen und Gesänge, genauso wie die Regenschwälle und die kleinen Sonnenstrahlen, Winke sind, kleine Anmahnungen: So ist die Zeitqualität jetzt. Wehe dem, das Herz ist in diesen Augenblicken nicht geöffnet dafür. Wenn Gott oder die Göttin spricht, dann tun wir gut daran, zu lauschen. Doch sind wir viel zu oft damit beschäftigt, selber zu beten. Um dieses und jenes zu bitten, und dann kommt noch das "Ora et labora", bete und arbeite, und eh wir uns versehen, ist der Gesang der Amsel verstummt und der Regenbogen ungesehen verschwunden. . .

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