Eingelegte Rettiche |
Jeden Dienstag von 15:00 bis 18:00 Uhr in der Alten Schule Fredelsloh: Küche durch das Jahr. Es sollen keine Mahlzeiten zum Auftischen produziert werden (was trotzdem durchaus passieren darf), sondern Grundrezepte ausprobiert, dabei wird darauf geachtet, was gerade Saison hat.
Letzten Dienstag gab es ein Pesto, außerdem wurden Veilchenblüten verarbeitet und Rettich eingelegt.
Zum Pesto: Wir hatten eine Mischung aus Walnuss- und Sonnenblumenkernen genommen. Walnüsse hatte ich noch, doch fehlte mir die Zeit, weitere zu knacken. Beide Sorten hatten wir in einer Pfanne trocken angeröstet, hierfür habe ich eine eiserne Pfanne, die ich nur dafür benutze. Das Grünzeug bestand etwa zur Hälfte aus Bärlauch und einer Giersch-Ruccula-Mischung. Als Öl kam ein Olivenöl dazu.
Wir waren faul und benutzten meine Küchenmaschine, doch das Pesto lässt sich durchaus auch im Mörser zubereiten. Hier ein link zu einem Gierschpesto mit Haselnüssen im Mörser bereitet: Gierschpesto
Veilchensirup |
Die Duftveilchen (Viola odorata), auch Wohlriechendes Veilchen oder Märzveilchen betitelt, entstammen im Ursprung dem Mittelmeergebiet bis hin zum Iran und zum Kaukasus. Seit der Antike werden sie kultiviert. Bereits seit dem Mittelalter etablierten sich Duftveilchen als Zier- und Heilpflanze in weiten Teilen Europas.
Die Blüten wurden lagenweise in einer Porzellanschüssel eingezuckert und mindestens einen Tag stehen gelassen. Ich habe festgestellt, dass sie ruhig 48 Stunden ziehen dürfen, und dass der Sirup dadurch noch intensiver wird. Selbstverständlich hat ich von den Tagen davor schon eingezuckerte Blüten, so dass wir alle Arbeitsschritte an einem Tag nachvollziehen konnten. Diese eingezuckerten Veilchenblüten wurden schließlich aufgekocht, mitsamt dem Zucker. Wir nahmen in etwa so viel Wasser, dass sie knapp bedeckt waren. (Bei unserer Menge war das ein halber Liter). Erst einmal sah das Ergebnis scheußlich aus, eher bräunlich denn farbig. Doch als wir 100 ml Zitronensaft (frisch gepresst) dazu gaben, wurde das wirklich bunt.
Für das Veilchenblüteneis brauchen wir etwa 300 - 400 g Veilchenblütengelee, 300 g Joghurt und 2 EL Sahne (darf gerne auch etwas mehr sein). Eventuell nachsüßen mit Puderzucker (meistens nicht notwendig). Das wird alles gut verrührt und in die Eismaschine gegeben. Da noch Veilchenblüten zur Verfügung standen, haben wir noch einige Blütenblätter dazugegeben. Das sah sehr hübsch aus.
Veilchenblüten werden auch erwähnt im Abschnitt „Pflanzenkost“ bei „Fünf Bücher deutscher Haudaltertümer - von den ältesten geschichtlichen Zeiten bis zum 16. Jahrhundert“, ein Lehrbuch von Moriz Heyne, Leipzig 1899, ein Buch das uns von Sylvia Hathazy empfohlen wurde:
„Von der Zubereitung der Möhren und Pastinaken erfahren wir wenig; ein Möhrenmus mit Wein, stark gewürzt und mit Veilchenblüten gefärbt, wird als Luxusgericht erwähnt.“ (Buch von guter Speise, 79)
Das Buch von guter Speise oder Bůch von gůter spîse – nach dem mittelhochdeutschen Textbeginn „diz buoch (sagt) von guoter spise“ benannt – und auch Würzburger Kochbuch genannt, ist das erste (um 1350) in deutscher Sprache verfasste „Kochbuch“. Es ist Teil des Hausbuchs des Michael de Leone.
Die Möhre, die hier gemeint ist, wird nicht unsere heutige „moderne“ orangefarbige Möhre gewesen sein, da hätte man auch nicht zu färben brauchen. In Europa kam die Möhre ursprünglich in fast allen Ländern bis auf Island und Finnland vor. Das war wohl eine weiße Wurzel, und da macht das Färben dann Sinn.
Die unterschiedlich gefärbten Karotten stammen von verschiedenen Ursprungssippen ab: die weißen stammen aus dem Mittelmeergebiet, die gelben aus Afghanistan, ebenso die rotvioletten Formen. Die Kulturform dürfte letztlich durch Kreuzung aller drei Formen wahrscheinlich in deren Überschneidungsgebiet in Kleinasien entstanden sein. Orangefarbene Karotten dürften in den Niederlanden entstanden sein. Jedenfalls sind die ersten Nachweise dafür niederländische Gemälde vom Ende des 17. Jahrhunderts.
Zurück zu den Veilchen: Letzten Dienstag war dann die letzte Ernte dieses Jahres, sie haben uns gut einen Monat begleitet und erfreut, jetzt wechselt die Blütenpracht. Am morgigen Dienstag werden wir uns den Löwenzahnblüten widmen, um Löwenzahnhonig herzustellen.
Dann hatten wir einige große weiße Rettiche geliefert bekommen, und auch ein paar Radieschen. Mehr als ad hoc verbraucht werden konnten, so dass wir welche einlegen konnten:
Rettich einlegen, Basisrezept:
500 g Rettich
500 ml Weißweinessig
375 ml Wasser
2 ½ EL Salz
5 EL Zucker
1,5 TL Senfsaat
Einige Körner Piment
Der Rettich wurde geschält und anschließend in Scheiben geschnitten, die lagenweise zusammen mit ein paar Radieschenscheiben in Weckgläser gelegt wurden. In ein Glas legten wir zusätzlich ein paar Scheiben frischen Ingwer.
Der Sud wird aus Wasser, Essig und den Gewürzen zubereitet. Das wurde alles einige Minuten gekochen, bis Salz und Zucker sich komplett aufgelöst hatten. Der heiße Sud wurde über die Rettichscheiben gegossen, bis sie vollständig bedeckt waren. Die Gläser wurden mit Klammern verschlossen. Sie haben jetzt im Vorratskeller Ruhe und Zeit zum reifen. In zwei Wochen können sie das erste Mal probiert werden. Die rosa Farbe in den Gläsern kommt der roten Schale der Radieschen, das Rot wurde durch den Essig gelöst.
Für den morgigen Dienstag haben wir neben Löwenzahnhonig noch Pappelknospen auf dem Programm. Die werden gesammelt und eingelegt, nicht für die Küche, sondern um eine Wundsalbe daraus herzustellen. (Die man ab und zu doch auch in der Küche gebrauchen kann: wenn man sich wieder einmal wegen Unachtsamkeit in den Finger geschnitten hat). Also gibt es morgen Nachmittag auch einen Spaziergang. Und es sind Aussaaten dran für unseren Küchenkräutergarten: In den Kästen auf der Treppe vor der Alten Schule können wir Kerbel aussäen und drinnen sind die Basilikumarten dran, außerdem Gewürztagetes und andere Kräuter.
Wer dabei sein möchte: Anmeldung unter 05555 / 522 (AB Alte Schule) oder dingefinder@gmx.de. Kinder dürfen mitgebracht werden. Kosten: Lebensmittelumlage, eine Spende für die Alte Schule wäre nett.
p. s. Die Vase und die bunten Eier am Osterstrauch auf den Fotos sind Filzarbeiten von Judith. Nach den Osterferien bietet sie dienstags von 18:00 - 21:00 Uhr in der Alten Schule einen Filzkurs an. Darüber in Kürze Weiteres.