Dienstag, 24. Februar 2015

Aus Dingefinders Büchergarten: Frühtreiberei und Melonenträume


Ich liebe diese alten Gartenbücher, und je älter, um so besser, denn mit weniger Schnickschnack wurde da gearbeitet. Ein Schätzchen besonderer Art ist das Buch "Die Frühtreiberei der Gemüse im Frühbeet und Glashause" von Johannes Böttner (3. 9. 1861 -  28. 4. 1919), einem Gärtner von altem Schrot und Korn. Ebenso handfest sind auch die Tipps in diesem Buch. Besonders, was die Beschreibungen der Arbeit mit den Frühbeetfenstern angeht, ist dieses Buch Gold wert. Ich selber hatte ja noch das Glück, dass ich in der Lehre mit diesen Frühbeetfenstern hantieren durfte. 

Es hat ja seinen Grund, dass ich gerade dieses Buch wieder ausgegraben habe: Bekomme ich doch in Kürze wieder Frühbeetfenster für meinen / unseren neuen Garten. Und Pferdemist ist auch erreichbar, so dass ich die Hoffnung hegen darf, dieses Jahr Melonen anbauen zu dürfen. Davon träume ich schon lange. Und so geht das laut Johannes Böttner, Ökonomierat:

 
Melonen

Die Melonenkultur gelingt in südlichen, sehr warmen Gegenden Deutschlands mit Hilfe von Düngerpackung und Glasglocken gelegentlich noch im Freien.

Feine edle Sorten in guter Beschaffenheit werden nur im Mistbeet und dauernd unter Glas gewonnen. Es werden für die Melonenkultur eigene Mistbeete angelegt; doch kann man auch die Frühbeetkasten, die im Frühjahr zur Anzucht der Gemüse- und Blumenpflanzen gedient haben, noch zur Kultur benutzen.

Die Melonen müssen aus Samen in Töpfen herangezogen werden. Die Aussaat geschieht Anfang März. Jeder Topf wird nur zur Hälfte mit guter, etwas sandiger Mistbeeterde gefüllt und ein Samenkorn hineingelegt, darauf angegossen und ins Mistbeet gestellt. Bis zum Aufgange muss das Fenster geschlossen gehalten werden; später wird nur ganz wenig gelüftet. Damit es im Beet nicht zu warm wird, legt man oft Schatten. (Es werden Strohmatten bei Sonne über die Fenster ausgerollt).

Sobald die jungen Pflanzen über den Topfrand hervorgewachsen sind, werden die Töpfe bis unter die Keimblätter mit Erde angefüllt. An dem mit Erde angehäufelten Stengel bilden sich neue Wurzeln, welche den Pflanzen viel Nahrung zuführen und sie zu früherem Blühen veranlassen. Die im Gewächshaus oder in einem besonderen Mistbeet derart herangezogenen Pflanzen werden in das Melonenbeet ausgepflanzt.

Es wurde schon gesagt, dass die abgeräumten Mistbeetkasten als Melonenbeete dienen können. Es wird sofort nach dem Leerwerden die Erde tüchtig mit vergorener Jauche übergossen und, wenn sie hierauf wieder abgetrocknet ist, umgespatet; dann fülle man frische, gute Melonenerde handhoch ein und pflanze die Melonen. Das gibt, da die Wärme der Düngerpackung schon verbraucht war, immerhin ziemlich spät Erträge.

Sicherer und früher erhält man Melonen aus den Beeten, die noch im März eigens angelegt sind. Man packt sie gut mit Pferdedünger 50 Zentimeter hoch. Dieser Pferdedünger muss abdampfen, denn der scharfe Dunst des Pferdemistes ist der Melone schädlicher als irgend einer anderen Pflanze. Auf die Pferdemistpackung kommt eine 6 Zentimeter hohe Lage strohfreien Kuhmistes; dadurch wird die Hitze des Pferdemistes gemildert und der schädliche Dunst wird von der Erde abgehalten. Die Melonenwurzeln, welche später in den Kuhmist einwachsen, befinden sich viel wohler darin, als wenn sie in die oberen Schichten des Pferdemistes eindringen würden. Erst auf den Kuhmist kommt die Melonenerde. Gute Melonenerde wird bereitet aus zwei Teilen verrotteten Rindermist, zwei Teilen bester Rasenerde und einem Teil grobkörnigen Flußsand. Hat man alten Lehm von Abbruch – Scheunen, so kann man auch diesen als wertvollen Zusatz der Erde beigeben.

Es werden zwei Pflanzen unter jedes Fenster gesetzt. Die Pflanzen werden mit dem Rohre vorsichtig angegossen; man gießt nie direkt an den Stengel, sondern ringsherum. Wenn die Melonen das dritte Stengelblatt gemacht haben, werden sie über dem zweiten Blatt geköpft. Es bilden sich nun zwei Triebe, welche nach beiden Seiten hin recht gleichmäßig ausgebreitet werden. Sobald die neuen Triebe das vierte Blatt machen, werden sie wiederum geköpft, und zwar jeder über dem dritten Blatt. Nun entsteht wiederum aus jedem Auge ein Trieb; wir haben also sechs an jeder Pflanze. Von diesen sechs Trieben müssen zwei, drei oder vier je eine Frucht bringen.

Nachdem an einem Triebe eine Frucht gebildet ist, soll der Trieb noch so lange weiterwachsen, bis die Frucht etwa Hühnereigröße hat; dann wird der Trieb über dem dritten Blatte hinter der Frucht abgeschnitten. Jeder andere der sechs Triebe wird ebenso behandelt. Würde man den Trieb zu früh abschneiden, so würde die Gefahr eintreten, dass die Frucht abgestoßen wird. Es dürfen aber nur zwei, höchstens vier Früchte an jedem Stock bleiben, alle anderen werden ausgebrochen. Triebe, welche üppig wachsen und keine Frucht bilden, sind bis aufs unterste Blatt fortzuschneiden.

Dieses ist das Schema zum Melonenschnitt. Ohne regelrechtes Beschneiden könnten die Melonen nicht fruchtbar werden; sie würden endlose Ranken machen, für die im Mistbeete gar kein Platz vorhanden sein würde. Man kann übrigens vorstehendes Schema beliebig abändern: z. B. beim zweiten Schneiden vier Ranken lassen, was für starkwüchsige Sorten vorteilhaft ist. Weiterhin kann man sämtliche sechs oder acht Ranken, nachdem sich nahe am Stamm keine fruchtbare Blüte zeigt, auf die zwei untersten Blätter zurücksetzen und
von den jedesmal zwei neuen Trieben nur einen zum Fruchttragen belassen. Der erfahrene Melonenzüchter findet für die Behandlung im Schnitt verschiedene Abweichungen, mit denen er sich den Verhältnissen anpasst. Melonen gebrauchen viel Wärme. Die Fenster müssen dauernd, besonders aber in der ersten Zeit, ziemlich fest aufliegen. Es wird bei starker Sonne Schatten gegeben und wenig gelüftet.

Bei der ferneren Behandlung ist es notwendig, möglichst feuchte Luft im Kasten zu haben. Durch trockene Luft bekommen die Melonen fast augenblicklich Ungeziefer (Rote Spinne) und verkommen. Begießen und Spritzen der Bretterwände trägt besonders dazu bei, die Luft feuchter zu machen. Wenn die Pflanzen größer werden, wird ihnen allmählich mehr Luft und Licht zugeführt.

Zur Zeit der Blüte muss am fleißigsten gelüftet werden, denn die Luftbewegung trägt wesentlich dazu bei, guten Blütenstaub zu gewinnen. In gespannter, feuchter Luft bildet sich kein reifer Blütenstaub; die Befruchtung der Blüten misslingt dann, selbst wenn der Versuch gemacht wird, künstlich zu befruchten. Herrscht während der Blüte bedecktes, trübes Wetter und es fliegen keine Bienen und anderen Insekten, so muss immer künstlich befruchtet werden. Wenn die kleinen, halb ausgebildeten Melonen abwelken und faulen, so ist das fast immer die Folge ungenügender Befruchtung. Unter jede Frucht wird eine Schieferplatte gelegt. Die Reife der Früchte ist daran erkennbar, dass sie eine leuchtende Farbe annehmen, sich weich anfühlen und einen deutlich bemerkbaren Melonenduft ausströmen.

. . .

 
Wenn Melonenkultur erfolglos ist, so liegt es nicht selten an der Sorte. Es gibt sehr viele Melonensorten und die sind in ihrer Güte, in ihren Ansprüchen und in ihrer Fruchtbarkeit sehr verschieden: Netzmelonen mit feinen, netzartigen Narben oder flachen Sprüngen über die ganze Frucht, Cantalupen (geriefte Melonen); dann gibt es noch glatte Melonen und Wassermelonen.

 

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Soweit also der Herr Oekonomierat. Sicherlich wirft der Text einige Fragen auf, bezüglich der Materialbeschaffung. Schiefertafeln . . .  woher nehmen? Rasenerde? Jauche?

Wenigsten bezüglich der Jauche weiß ein anderes Buch Rat: "Winke übern Gartenzaun  -  praktischer Ratgeber für den Gemüse-, Obst-, und Ziergarten" (1934) von H. Neuhaus: 

"Wie stellt man Jauche her?

Wir geben ins Jauchefass Kuhmist, Geflügelmist, Ruß, Holzasche, Abortdünger, Schaf-, Ziegen-, oder Kaninchendung, füllen mit Wasser auf und rühren täglich um, damit die Mischung ins Gären kommt. Bei warmen Wetter ist das nach 14 Tagen geschehen. Zum Düngen schöpft man etwas Flüssigkeit ab und verdünnt sie, bis sie schwach trübe aussieht, etwa wie schwacher Tee. Kuhmist ist ein besonders milder Dünger; man kann die daraus gewonnene Jauche sofort gebrauchen. Man gibt auf 1 Pfund reinen Kuhmist 8 Liter Wasser und rühret gut um. Diese Lösung ist beim Gebrauch so weit zu verdünnen, dass sie wie dickes Schmutzwasser aussieht"






Dann steht sommerlichen Genussbildern wie diesem ja nichts mehr im Wege. . . :


Bartolomé Esteban Murillo: Trauben- und Melonenesser




Sonntag, 8. Februar 2015

Frommer Wunsch im Februar

Februarimpression aus Fredelsloh, Blick von der Treppe der Alten Schule


                                      Frommer Wunsch im Februar

Wenn ich einen Flügel hätt,
dann spielte ich
den ganzen Tag Etüden.
Hätt ich der Flügel zweie,
dann flög ich
in den Süden.


Mittwoch, 14. Januar 2015

Rote-Bete-Carpaccio auf Feldsalat

Ein winterliches Farbenspiel. Foto: Maria Dorogi-Obermanns


Rote-Bete-Carpaccio auf Feldsalat


Ein winterliches Festessen braucht eine festliche Vorspeise! Dieses Rote-Bete-Carpaccio ist ein gutes Entree zu einem leckeren Menü. Zum Feldsalat: Wenn es irgend geht, versuche ich festen, dunkelgrünen Feldsalat aus dem Freiland zu bekommen. Leider wird er meistens aus Gewächshauskultur verkauft, und ist dann etwas anämisch. Allein dafür lohnt es sich, einen eigenen Garten zu haben.

Der Feldsalat wird gewaschen, trocken geschleudert und in einzelne Blättchen gezupft. Pro Person brauche ich eine gute Handvoll Blättchen. Diese werden als grünes Bett auf einem hübschen Teller drapiert.

Dann schäle ich eine rohe Rote Bete und schneide mit einem scharfen Messer sehr (!) dünne Scheiben davon. So dünn, dass sie durchscheinend sind. Diese Scheiben werden fächerförmig auf den Feldsalat gelegt.

Nun raspel ich Späne von einer frischen, geschälten Meerrettichwurzel. Nicht zu fein und nicht zu grob. Diese Späne vermische ich mit Apfelmus. Ich selber habe für solche Zwecke auch immer Apfelmus von Zieräpfeln in Reserve. Das schmeckt kräftiger und hat eine kräftigere Farbe als das aus anderen Äpfeln. Nun bekommt jede Rote-Bete-Scheibe einen Tupf von diesem mit Meerrettich versetztem Mus.

Dann kommt das Dressing: Dafür brauche ich etwas dunklen Balsamico-Essig, der mit dem Saft einer Orange und etwas Akaziensirup vermischt wird. Dahinein gerührt wird frisch geriebener Ingwer und Gelbwurzel (Kurkuma-) pulver. Dann wird es mit Walnussöl zu einer Vinaigrette verrührt, die großzügig über Feldsalat und Rote-Bete-Scheiben verteilt wird. Zum Abschluss wird das Ganze mit trocken gerösteten Sonnenblumenkernen oder gehackten Walnüssen bestreut und ca. zwei Stunden marinieren gelassen. An dieser Stelle zeigt sich die Qualität des Feldsalates. Feldsalat aus dem Freiland bleibt fest und grün.

Dieses Carpaccio ist so lecker, dass etwas Gutes darauf folgen darf, zum Beispiel ein Grünkern-Pilz-Risotto und zum Dessert Zitronenthymian-Joghurt-Eis. . .


Hier geht´s zum Grünkern-Pilz-Risotto: