Jeden
Dienstag von 15:00 bis 18:00 Uhr in der Alten Schule Fredelsloh:
Küche durch das Jahr. Es sollen keine Mahlzeiten zum Auftischen
produziert werden (was trotzdem durchaus passieren darf), sondern
Grundrezepte ausprobiert, dabei wird darauf geachtet, was gerade
Saison hat.
Letzten
Dienstag haben wir uns dem Brot angenähert, und zwar
Roggen-Dinkelbrot mit Natursauerteig. Eigentlich ist das ganz
einfach, auch wenn man keinen Sauerteig hat. Dann nimmt man
Roggenschrot, weicht den in einer Schüssel mit lauwarmen Wasser ein
und lässt ihn mit einem Tuch abgedeckt warm stehen. Im Sommer reicht
Zimmertemperatur. Den Teig rühre ich einmal am Tag um, schon nach
drei Tagen sollte er beginnen, säuerlich zu riechen. Dann gebe ich
frischen Roggenschrot und lauwarmes Wasser dazu, rühre um, und lasse
weiter gären. Das mache ich so lange weiter, bis meine Nase mir
sagt: Ich habe Sauerteig.
Dann
beginnt das Beobachten und Experimentieren. Anfangs ist dieser
Natursauerteig noch nicht so „triebig“, und ich habe eventuell
längere Gehzeiten des Teiges. Ich setze nämlich am Vortag einen
Grundteig aus Roggenschrot, Wasser und meinem Sauerteig an, der
ungesalzen über Nacht gehen darf. Die Menge sollte etwa ein Drittel
des späteren Brotteiges betragen.
Am
nächsten Tag nehme ich von diesem Vorteig eine kleine Menge ab,
„füttere“ sie mit frischem Roggenschrot und stelle sie in einem
Glas in den Kühlschrank. Wenn ich einmal die Woche backe, brauche
ich hier nichts weiter zu beachten, wenn ich jedoch mit dem Backen
pausiere, dann „fütter“ ich ihn ab und zu weiter. Nur mit
Roggenmehl oder -schrot! Sollte Weizen- oder Dinkelmehl dazwischen
geraten, kann es sein, dass der Teig zu schnell gärt und dann
umkippt (das riecht man!). Es lohnt, seinen Sauerteig gut zu pflegen,
denn er wird von Backvorgang zu Backvorgang besser.
Zu
meinem Vorteig gebe ich jetzt die restlichen zwei Drittel Mehl dazu,
hier kann ich variieren, je nach Gusto nehme ich Weizen-, Dinkel-,
und / oder Roggenmehl. Wasser und Salz muss ich auch dazu geben,
wobei bei letzterem die Menge Geschmackssache ist. Ich selber salze
eher wenig. Des weiteren kann ich noch weitere Zutaten dazu geben,
sei es Koriander als Brotgewürz, verschiedene Sämereien, Nüsse,
Trockenfrüchte. . . Das ganze gut durchrühren, und wieder gehen
lassen, etwa ein Stunde bei Zimmertemperatur. Wenn im Winter meine
Küche einmal kalt ist, dann schalte ich den Backofen auf etwa 40 /
50° und stelle die Schüssel dort hinein, bei leicht geöffneter
Backofentür (Kochlöffel).
Ich
backe in der Regel mit Kastenformen, die vorher eingeölt werden, der
Teig hat bei mir eine Konsistenz, dass er zäh in langen Schlieren
vom Holzlöffel fällt. In der Form streiche ich den Laib mit einem
Spatel glatt, gebe eventuell Körner obendrauf und ritze ein, dass
das Brot dort aufgeht und nicht irgendwo an den Seiten. Wenn ich den
Teig in die Form(en) gefüllt und vorbereitet habe, darf er darin
noch einmal eine halbe bis eine ganze Stunde gehen, bis der Spalt
oben zu klaffen beginnt. Inzwischen wurde auch der Backofen auf 250°
vorgeheizt, außerdem stelle ich auch immer eine Edelstahlschüssel
mit Wasser mit rein.
Wenn
die Brote in den Formen genügend gegangen sind, dann kommen sie ab
in den Ofen. Mit einem Wassersprüher befeuchte ich sie dabei, das
mache ich während des Backvorganges noch zweimal. Nach zwanzig
Minuten Backzeit schalte ich die Ofentemperatur auf 180° herunter,
dann dürfen die Brote noch etwa weitere vierzig Minuten backen.
Fertig sind sie, wenn sie beim Daraufklopfen hohl klingen.
Das
ist so mein Standardbrot, diesmal bekamen die Brote noch ein
Körnergemisch mit, bestehend aus Leinsamen, Sonnenblumen- und
Kürbiskernen und Sesam.
Einen
Tag später hatte ich unseren Besuch auf einen Spaziergang auf die
Weper eingeladen. Für die Auswärtigen: Die Weper ist ein Höhenzug
oberhalb von Fredelsloh, mit Kalkmagerrasen, auf dem verschiedene
Orchideenarten zu finden sind, die gerade blühen. Dass die Weper ein
Naturschutzgebiet ist, liegt auf der Hand. Wir wurden fündig, daher
einmal ein Rezept, das wir selbstverständlich nicht ausprobierten:
Salep
bezeichnet getrocknete Wurzelknollen verschiedener Erdorchideen.
Diese Pflanzen besitzen zur Blütezeit zwei Knollen, eine verwelkte,
auf deren Kosten sich der blühende Stängel entwickelt hat, und eine
ungeteilte, kugelige oder handförmig geteilte, gelappte, aus welcher
sich im folgenden Jahr ein blühender Stängel entwickelt.
Zur
Herstellung werden die vollsaftigen Knollen nach der Blütezeit
verwendet. Frisch geerntet schmecken diese bitter und haben einen
unangenehmen Geruch. Nach dem Sammeln werden sie gewaschen und ihre
äußere, braune Haut wird abgerieben. Danach werden die Knollen
20–30 Minuten lang gekocht und anschließend getrocknet. Alle
Orchideenknollen können Salep liefern. Am häufigsten benutzte man
die ungeteilten Knollen von den verschiedenen Knabenkräutern.
Die
runden Knollen sind nach dem Trocknen höchstens 3 cm lang und 2 g
schwer, sehr unregelmäßig gestaltet, hart, spröde, gelblich grau,
riechen schwach aromatisch, schmecken fade, enthalten 27 %
Stärkemehl, 48 % Bassorin, 1 % Zucker, 5 % Eiweiß, 2 %
Mineralbestandteile u. a.
Heute
stehen alle Orchideenarten unter dem Schutz nationaler und
internationaler Gesetze, was insbesondere für die unterirdischen
Pflanzenteile gilt. Innerhalb der EU sind alle Orchideenarten
besonders geschützt und der Handel mit Salep ist verboten.
Salep
dient bei der Lebensmittelherstellung als Verdickungsmittel.
Gepulvert geben Salepknollen mit dem 40- bis 50-fachen Gewicht
kochenden Wassers eine steife Gallerte. In der Türkei wird Salep zur
Herstellung von Speiseeis und Milchprodukten benutzt. (Wiki) Im
Mittelalter galten die Knabenkräuter anhand der Signaturlehre als
potenzfördernd.

Interessant
ist dabei die Fliegenragwurz (Ophrys
insectifera), die
auch Knollen besitzt. Blütenökologisch
handelt es sich bei der Fliegenragwurz um „Lippenblumen vom
Orchis-Typ“. Nektar fehlt, dafür wird ein „anbohrbares Gewebe“
angeboten. An der Basis der Blüte befinden sich glänzende Höcker
als „Scheinnektarien“, die vermutlich ökologisch unbedeutend
sind. Es handelt sich bei dieser Art um eine typische
Insektentäuschblume, oder auch Sexualtäuschblume. Die Blütenblätter
täuschen die Form einer Wespe vor und locken mit
Aussendung des Sexualhormons beziehungsweise des Duftstoffs die
Männchen bestimmter Hautflügler, insbesondere von Grabwespen (vor
allem Argogorytes mystaceus) an. Diese führen auf der Lippe
Begattungsbewegungen aus, wobei die Pollinien übertragen werden.
Dieses Verhalten hört nach dem Schlüpfen der Weibchen auf. Die
Fernanlockung wird durch Ähnlichkeit der Lippe mit dem Weibchen, die
Nahanlockung durch spezifischen Duft und Berührungsreize erreicht.
(Wiki)
Da ist
die Potenzförderung schon evident, ob ein männlicher Konsument der
Knollen dieser Pflanzen auch auf Attrappen hereinfällt? Wäre eine
Untersuchung wert, wenn die nicht unter Naturschutz stehen würden.
Schließlich
sammelten wir noch Triebe vom Weidenröschen, als wir auf der Jagd
nach Waldmeister waren, daher hier noch einmal das Rezept: Weder
Röschen noch Weide - Weidenröschen
Wilde
Küche im Frühjahr: Junge Triebe vom schmalblättrigen Weidenröschen
(Epilobium angustifolium) wie Grünspargel zubereitet: Viel (!)
Olivenöl in einen Bräter, dazu Rosmarin, Knoblauch und
Zitronenscheiben, salzen, und im geschlossenen Topf im Ofen bei 180°
ca. eine halbe Stunde garen. Dazu Baguette, unbedingt lecker!
Das
Weidenröschen ist weder eine Rose, es gehört zu den
Nachtkerzengewächsen, noch wächst es auf Weiden, sondern eher an
Waldrändern und auf Waldlichtungen (oft Erstbesiedler nach
Kahlschlägen). Die "Weide" im Namen bezieht sich auf die
Blätter, welche den Blättern der Weide ähnlich sind.
Der
Pflanze werden allerlei Heilwirkungen zugeschrieben, insbesondere bei
Prostataproblemen. Die jungen Triebe schmecken roh leicht säuerlich
und ergeben ein spargelähnliches Gemüse. In der obigen Zubereitung
ein echter Genuss. Doch in Kürze sind die Triebe lang und beginnen
zu verholzen. Also jetzt wäre einmal die rechte Zeit, sie zu
sammeln. . .
Letzten
Dienstag war nicht nur Küche auf dem Tageszettel, sondern Filzen mit
Judith. Das ging von 18:00 bis 21:00 Uhr, wie jeden Dienstag.
In
der Küche ab 15:00 Uhr geht es morgen noch einmal um
Waldmeistersirup, und noch einmal um Selleriesalz, vielleicht auch
Liebstöckelsalz. Außerdem stehen für unseren Kräutergarten am
Fensterbrett und auf der Terrasse einige Arbeiten an. Es sind
Neuankömmlinge aus der Gärtnerei angekommen, einige müssen
umgetopft werden. Und es stehen noch einige Aussaaten an. Wenn nichts
anderes dazwischen kommt.
Im
Anschluss um 18:00 Uhr ist wieder Filzen mit Judith.
Wer
dabei sein möchte: Anmeldung unter 05555 / 522 (AB Alte Schule) oder
dingefinder@gmx.de. Kinder dürfen mitgebracht werden. Kosten:
Lebensmittelumlage, eine Spende für die Alte Schule wäre nett. Für
das Filzen: Nach Absprache.