Montag, 26. Mai 2025

Küche durch das Jahr: Eingelegte Lindenblätter, die zweite; Waldmeistereis in rot, Basilikumpflanzen

 


Jeden Dienstag von 15:00 bis 18:00 Uhr in der Alten Schule Fredelsloh: Küche durch das Jahr. Es sollen keine Mahlzeiten zum Auftischen produziert werden (was trotzdem durchaus passieren darf), sondern Grundrezepte ausprobiert, dabei wird darauf geachtet, was gerade Saison hat.

Letzten Dienstag hatten wir uns noch einmal der Lindenblätter angenommen, und sie ähnlich wie Weinblätter eingelegt, mit leicht veränderter Rezeptur. Zum einen haben wir die gesammelten Blätter einzeln mit dem Nudelholz traktiert, nachdem wir die Stiele abgeschnitten hatten, so dass die dicken mittleren Blattrippen glatt waren. (Zuerst versuchten wir es mit Bündeln zu acht Blättern, doch das erwies sich als ungünstig, denn die unten liegenden Blätter wurden dabei verletzt, also verlegten wir uns auf Vereinzelung). Wir machten wieder Stapel von acht Blättern, blanchierten diese etwa drei Minuten und falteten sie zu Päckchen, wobei die Unterseite nach außen zeigte. Diese Päckchen wurden in einem sterilisierten Weckglas gestapelt und dann wurde mit einem heißen Sud aufgegossen, diesmal auf je 200 ml Wasser 3 EL Salz, 1 TL Zucker und 3 EL Zitronensaft; und das Glas sofort verschlossen. In ein 1 Liter-Weckglas passten auf diese Weise 80 Lindenblätter. Nun warten wir wieder zwei Wochen auf das erste Probieren.



Eigentlich wollten wir Gundermanngummibärchen herstellen, doch dann wurden es Waldmeistergummibärchen. Gummibärchen mussten sein, denn das hatte ich dem kleinen Mann, der mich Opa nennt, versprochen. Ein Glas unseres selbst hergestellten Waldmeistersirups hatte nicht richtig geschlossen, und dessen Inhalt verwendeten wir. Auf 150 ml Sirup, den wir aufkochten gaben wir 5 g Agar Agar hinzu, und, da uns die Farbe des Sirups etwas blass erschien auch noch einen Schwapp Rote-Bete-Saft. Noch einmal aufkochen, auf Körpertemperatur abkühlen lassen, und in die eingeölten Silikonformen geben. So erhielten wir nach dem Festwerden Gummibärchen, die knallrot waren, doch „grün“, eben nach Waldmeister, schmeckten.

Das brachte uns auf die Idee, aus dem Rest des Sirups Waldmeistereis herzustellen, mit Joghurt und Sahne vermischt, und mit Rote-Bete-Saft gefärbt. Dieses Eis wurde später verköstigt, und es gab am Anfang einiges Rätselraten darüber, was da wohl zu schmecken wäre. Das Auge sagte Himbeere, doch die Zunge. . . Das Foto oben zeigt übrigens eine Portion dieses Eises, verziert nicht mit einem Gummibärchen, sondern einem Gummistern.

Gebraucht werden dafür auf etwa 300 - 400 g Sirup 300 g Joghurt und 2 EL Sahne (darf gerne auch etwas mehr sein) und einen Schuss Rote-Bete-Saft. Eventuell nachsüßen mit Puderzucker (meistens nicht notwendig). Das wird alles gut verrührt und in die Eismaschine gegeben.

Mich erinnerte das an eine Aktion von Slow Food Bremen, an der ich beteiligt war. Auf einer Slow Food – Veranstaltung bauten wir einen Stand auf, an dem Säfte verköstigt werden durften, vier verschiedene, einer eher gelblich, ein grüner, ein roter und ein orangefarbener. Eigentlich waren alle vier der gleiche klare Apfelsaft, nur mit verschiedenen Lebensmittelfarben versetzt. Es war schon interessant zu beobachten, wie oft sich der Geschmackssinn von der Farbe täuschen ließ. Es wurde unter anderem Orangen-, Bananen- und Mangosaft herausgeschmeckt. Was bei uns den Verdacht erregte, dass die Fruchtsäfte, bzw. „Nektare“ so ziemlich gleich schmecken. Wir hatten auf jeden Fall einen spaßigen Nachmittag.



Dann hatten wir uns noch unserem Indoor-Küchengarten angenommen. Im Januar wurde uns unter anderem für die Gemeinschaftsküche in der Alten Schule eine reichlich abgeweidete Basilikumpflanze aus dem Supermarkt überlassen. Viel war da nicht mehr dran, und die Versuchung, sie der Biotonne zu überlassen war groß. Nun sind diese armen „Wegwerfpflanzen“ gar keine Einzelpflanze. Es werden bei der Anzucht mehrere Samen auf die Erde im Endtopf gelegt (Basilikum ist ein Lichtkeimer), und das ganze dann im Gewächshaus mit viel Wärme und Dünger bis zur Verkaufsfertigkeit „aufgeblasen“. Will meinen, so ein Topf besteht aus einer Gruppe Einzelpflanzen. Ich hatte dann diesen Ballen auseinandergepflückt, sprich vereinzelt, alles Welke entfernt, so dass ich Material für vier Einzeltöpfchen bekam, verwendet wurden hier 9er Plastiktöpfchen. Die besorge ich mir übrigens in größeren Mengen, indem ich im zeitigen Frühjahr die Müllentsorgundsstelle des hiesigen Friedhofes besuche, dort sind genügend Plastik- und manchmal auch Tontöpfe zu finden, die wieder bepflanzt werden können.

Die von mir so getopften (in Anzuchterde) Pflänzchen sind bis auf eine mittlerweile zu stattlicher Größe herangewachsen, und so konnte ich sie zurückschneiden und in größere Töpfe mit nahrhafter Erde umtopfen. Bei guter Pflege und richtiger Ernte (immer von oben die Triebspitzen ernten, und nicht einzelne Blätter) hat man da das ganze Jahr was davon.

Da ich die gesamte Ernte nicht sofort verarbeiten konnte, habe ich Kopfstecklinge davon in Wasser gestellt (im Bild vorne), die werden in Kürze bewurzeln und dann getopft. So lässt sich aus einer abgeernteten Pflanze für den Biomüll ein ganzes Fensterbrett mit Basilikum bepflanzen.

Die selbstausgesäten und pikierten Basilikumpflänzchen wurden nun in nahrhafte Erde getopft. Sie dürfen noch eine Weile wachsen, bis sie das erste Mal pinziert werden, das meint im Gärtnerjargon die Triebspitzen so zu entfernen, dass aus den Blattachseln neue Triebe wachsen können. Dieses Stutzen wird im Laufe der Saison mehrmals wiederholt, und so entwickelt sich aus einem Samen eine stattliche Pflanze. Vorausgesetzt dass diese Primadonna unter den Kräuterpflanzen auch das bekommt, was sie möchte: Viel Sonne und Wärme, viel Dünger und viel Wasser.

Ausgesät hatten wir mehrere Sorten und Arten Basilikum, mit Zitronen- und Anisnote, ein Chinesisches Basilikum, das eine Pimentnote aufweist, heiliges Basilikum, Ocimum sancta, ein rotblättriges, und ein persisches, auf das ich sehr gespannt bin.

Am morgigen Dienstag stehen Maiwipfel auf dem Programm, Triebspitzen der Fichten, für Sirup, und wir wollen Sellerie einwecken. Also geht es um das Einwecken von Gemüse im allgemeinen und im besonderen. Außerdem beginnt der Holunder zu blühen, und Holunderblütensirup ist auch was feines.

Alles wie immer: Ab 15 Uhr in der Küche, bis 18 Uhr, dann übernimmt Judith um mit uns von 18:00 bis 21:00 Uhr schöne Dinge aus Filz herzustellen. Letzte Woche hatten wir damit begonnen, Mäuse zu filzen, mit Nadeln, diese werden morgen fertiggestellt. Peter Pateter und die Waldlilli sind übrigens auch wieder dabei. 


Wer dabei sein möchte: Anmeldung unter 05555 / 522 (AB Alte Schule) oder dingefinder@gmx.de. Kinder dürfen mitgebracht werden. Kosten: Lebensmittelumlage, eine Spende für die Alte Schule wäre nett. Für das Filzen: Nach Absprache.

Montag, 19. Mai 2025

Küche durch das Jahr: Gundermanngelee mit Blüten vom Günsel, Tagetes lucida für das Fensterbrett

 

Kriechender Günsel, Ajuga reptans

Jeden Dienstag von 15:00 bis 18:00 Uhr in der Alten Schule Fredelsloh: Küche durch das Jahr. Es sollen keine Mahlzeiten zum Auftischen produziert werden (was trotzdem durchaus passieren darf), sondern Grundrezepte ausprobiert, dabei wird darauf geachtet, was gerade Saison hat.

Letzten Dienstag war noch einmal Waldmeistersirup auf dem Plan, und dann machten wir gleich mit Gundermannsirup weiter. Von letzterem bereiteten wir auch noch Gelee, indem wir den Sirup mit Apfelpektin gelierten. Davon gab es zwei Varianten, eine hellgrüne, so, wie der Sirup auch (dafür siehe das Rezept vom 5. Mai), und eine Partie versetzten wir mit Tee von Blüten des kriechenden Günsels (Ajuga reptans).


Für diesen Tee nahmen wir wirklich nur die Blüten, das gab etwas Zupfarbeit, diese wurden dann mit kochendem Wasser aufgegossen und etwa fünf Minuten ziehen gelassen. Da war das noch hellgrün, doch etwas Zitronensaft dazu, und – schwupp - hatten wir eine schöne violette Farbe. Damit färbten wir den Gundermanngelee. Morgen ist wieder der kleine Mann, der mich Opa nennt am Nachmittag dabei, und er möchte wieder Gummibärchen machen, so wie die, die wir aus Veilchenblütensirup herstellten. Also wird es morgen wohl Gundermanngummibärchen geben. Da ist eine schöne Färbung sicher willkommen.


Da unser Küchenprogramm auch die Kräuterpflanzen auf dem Fensterbrett und auf der Terrasse mit einbezieht, haben wir uns um die Neuankömmlinge aus der Gärtnerei gekümmert. Wie auf dem Foto zu sehen, waren sie nach der langen Reise etwas strubbelig und mitgenommen, und sie durften sich erst einmal erholen. Doch nun haben wir die ersten umgetopft (diejenigen, die auf dem Fensterbrett bleiben). Das waren unter anderem eine Tagetesart, Tagetes lucida, die etwas anderes ausschaut als die gewohnten Studentenblumen. Das ist unser Zimmerestragon, diese Art ist sehr wüchsig, und kann mehrmals im Jahr beerntet werden, ihr Aroma kommt dem Französischen Estragon (Artemisia dracunculus) sehr nahe. Letzteren haben wir in unserem Kräutergarten, er ist zwar mehrjährig, jedoch recht heikel durch den Winter zu bekommen. Nicht wegen der Kälte, sondern wegen der Nässe, er mag überhaupt keine „nassen Füße“, wie so viele der mediterranen Kräuter. Daher braucht er eine sehr gute Drainage in den Wintermonaten. Auf einer Kräuterspirale gehört on top, zusammen mit Griechischem Bergtee, den Thymianen und dem Bergbohnenkraut.

Da ist die Tagetes lucida einfacher zu handhaben, und sie überwintert auf dem Fensterbrett, im Sommer kann sie als Kübelpflanze nach draußen. Über die weiteren Neuankömmlinge werde ich so nach und nach berichten, es sind unter anderem die Brautmyrte und ein Rosmarin der Sorte Arp dabei, einer der winterhärtesten Rosmarine überhaupt.

Pikiert hatten wir dann noch Anisysop und Andorn. Ersterer hat wenig mit dem eigentlichen Ysop zu tun, außer, das er auch ein Lippenblüter ist, botanisch ist es eine Agastache, jedoch haben seine großen weichen Blätter ein gutes Anisaroma, letzterer soll uns Hustenbonbons (oder Gummibärchen?) liefern. Dazu mehr, wenn es soweit ist.

Dann noch die Aussaaten: Diesmal waren dran Italienische Petersilie (die ganz große glatte aromatische), zwei Würztagetessorten und ein Blattkoriander, Cilantro, und zwar eine Variante die eine zusätzliche Zitronennote als Aroma hat. Hier säten wir in einer gekauften Anzuchterde für Kräuter aus.

Am morgigen Dienstag sind die oben erwähnten Gundermanngummibärchen dran, und dann wollen wir uns noch einmal der eingelegten Lindenblätter annehmen. Die letzte Partie wurde verköstigt, und das Resultat war schon ansprechend, doch bin ich der Meinung, es geht besser. Unter anderem wollen wir Zitronensaft statt Essig verwenden, und mehr Salz beigeben.

Peter Pateter und die Waldlilli im Waldmeister

Alles wie immer: Ab 15 Uhr in der Küche, bis 18 Uhr, dann übernimmt Judith um mit uns von 18:00 bis 21:00 Uhr schöne Dinge aus Filz herzustellen.

Wer dabei sein möchte: Anmeldung unter 05555 / 522 (AB Alte Schule) oder dingefinder@gmx.de. Kinder dürfen mitgebracht werden. Kosten: Lebensmittelumlage, eine Spende für die Alte Schule wäre nett. Für das Filzen: Nach Absprache.


Donnerstag, 15. Mai 2025

24. 5. 2025: Kräuterspaziergang für Eltern mit Kindern

 


BUND lädt ein zu einem Kräuterspaziergang für Eltern mit Kindern

Am Samstag, dem 24. Mai lädt die BUND Kreisgruppe zu einem Kräuterspaziergang für Großeltern / Eltern mit Kindern im Grundschulalter in und um Fredelsloh ein. Start ist um 14:30 Uhr bei der Alten Schule Fredelsloh, Am Kapellenbrunnen 4.

Es werden Kräuter der Saison gezeigt, dazu gibt es Tipps für die Anwendung in Küche und häuslicher Heilkunde. Was kann man essen, und was besser nicht? Auch können Pflanzen bei kleinen Wehwehchen helfen. Im Anschluss bereiten wir zusammen ein Kräuterbuffet zu und so endet der Nachmittag an einer grünen Tafel.

Bitte auf wetterangepasste Kleidung achten. Über eine Spende für Zutaten des Kräuterbuffets freuen sich die Veranstalter. Anmeldung erwünscht unter 05555 / 522 (AB Alte Schule) oder dingefinder@gmx.de. Referent: Jörg Krüger


Montag, 12. Mai 2025

Küche durch das Jahr: Sauerteigbrot, Weidenröschen und Bericht über Knabenkräuter

 


Jeden Dienstag von 15:00 bis 18:00 Uhr in der Alten Schule Fredelsloh: Küche durch das Jahr. Es sollen keine Mahlzeiten zum Auftischen produziert werden (was trotzdem durchaus passieren darf), sondern Grundrezepte ausprobiert, dabei wird darauf geachtet, was gerade Saison hat.

Letzten Dienstag haben wir uns dem Brot angenähert, und zwar Roggen-Dinkelbrot mit Natursauerteig. Eigentlich ist das ganz einfach, auch wenn man keinen Sauerteig hat. Dann nimmt man Roggenschrot, weicht den in einer Schüssel mit lauwarmen Wasser ein und lässt ihn mit einem Tuch abgedeckt warm stehen. Im Sommer reicht Zimmertemperatur. Den Teig rühre ich einmal am Tag um, schon nach drei Tagen sollte er beginnen, säuerlich zu riechen. Dann gebe ich frischen Roggenschrot und lauwarmes Wasser dazu, rühre um, und lasse weiter gären. Das mache ich so lange weiter, bis meine Nase mir sagt: Ich habe Sauerteig.

Dann beginnt das Beobachten und Experimentieren. Anfangs ist dieser Natursauerteig noch nicht so „triebig“, und ich habe eventuell längere Gehzeiten des Teiges. Ich setze nämlich am Vortag einen Grundteig aus Roggenschrot, Wasser und meinem Sauerteig an, der ungesalzen über Nacht gehen darf. Die Menge sollte etwa ein Drittel des späteren Brotteiges betragen.

Am nächsten Tag nehme ich von diesem Vorteig eine kleine Menge ab, „füttere“ sie mit frischem Roggenschrot und stelle sie in einem Glas in den Kühlschrank. Wenn ich einmal die Woche backe, brauche ich hier nichts weiter zu beachten, wenn ich jedoch mit dem Backen pausiere, dann „fütter“ ich ihn ab und zu weiter. Nur mit Roggenmehl oder -schrot! Sollte Weizen- oder Dinkelmehl dazwischen geraten, kann es sein, dass der Teig zu schnell gärt und dann umkippt (das riecht man!). Es lohnt, seinen Sauerteig gut zu pflegen, denn er wird von Backvorgang zu Backvorgang besser.

Zu meinem Vorteig gebe ich jetzt die restlichen zwei Drittel Mehl dazu, hier kann ich variieren, je nach Gusto nehme ich Weizen-, Dinkel-, und / oder Roggenmehl. Wasser und Salz muss ich auch dazu geben, wobei bei letzterem die Menge Geschmackssache ist. Ich selber salze eher wenig. Des weiteren kann ich noch weitere Zutaten dazu geben, sei es Koriander als Brotgewürz, verschiedene Sämereien, Nüsse, Trockenfrüchte. . . Das ganze gut durchrühren, und wieder gehen lassen, etwa ein Stunde bei Zimmertemperatur. Wenn im Winter meine Küche einmal kalt ist, dann schalte ich den Backofen auf etwa 40 / 50° und stelle die Schüssel dort hinein, bei leicht geöffneter Backofentür (Kochlöffel).

Ich backe in der Regel mit Kastenformen, die vorher eingeölt werden, der Teig hat bei mir eine Konsistenz, dass er zäh in langen Schlieren vom Holzlöffel fällt. In der Form streiche ich den Laib mit einem Spatel glatt, gebe eventuell Körner obendrauf und ritze ein, dass das Brot dort aufgeht und nicht irgendwo an den Seiten. Wenn ich den Teig in die Form(en) gefüllt und vorbereitet habe, darf er darin noch einmal eine halbe bis eine ganze Stunde gehen, bis der Spalt oben zu klaffen beginnt. Inzwischen wurde auch der Backofen auf 250° vorgeheizt, außerdem stelle ich auch immer eine Edelstahlschüssel mit Wasser mit rein.

Wenn die Brote in den Formen genügend gegangen sind, dann kommen sie ab in den Ofen. Mit einem Wassersprüher befeuchte ich sie dabei, das mache ich während des Backvorganges noch zweimal. Nach zwanzig Minuten Backzeit schalte ich die Ofentemperatur auf 180° herunter, dann dürfen die Brote noch etwa weitere vierzig Minuten backen. Fertig sind sie, wenn sie beim Daraufklopfen hohl klingen.

Das ist so mein Standardbrot, diesmal bekamen die Brote noch ein Körnergemisch mit, bestehend aus Leinsamen, Sonnenblumen- und Kürbiskernen und Sesam.

Einen Tag später hatte ich unseren Besuch auf einen Spaziergang auf die Weper eingeladen. Für die Auswärtigen: Die Weper ist ein Höhenzug oberhalb von Fredelsloh, mit Kalkmagerrasen, auf dem verschiedene Orchideenarten zu finden sind, die gerade blühen. Dass die Weper ein Naturschutzgebiet ist, liegt auf der Hand. Wir wurden fündig, daher einmal ein Rezept, das wir selbstverständlich nicht ausprobierten:

Salep bezeichnet getrocknete Wurzelknollen verschiedener Erdorchideen. Diese Pflanzen besitzen zur Blütezeit zwei Knollen, eine verwelkte, auf deren Kosten sich der blühende Stängel entwickelt hat, und eine ungeteilte, kugelige oder handförmig geteilte, gelappte, aus welcher sich im folgenden Jahr ein blühender Stängel entwickelt.

Zur Herstellung werden die vollsaftigen Knollen nach der Blütezeit verwendet. Frisch geerntet schmecken diese bitter und haben einen unangenehmen Geruch. Nach dem Sammeln werden sie gewaschen und ihre äußere, braune Haut wird abgerieben. Danach werden die Knollen 20–30 Minuten lang gekocht und anschließend getrocknet. Alle Orchideenknollen können Salep liefern. Am häufigsten benutzte man die ungeteilten Knollen von den verschiedenen Knabenkräutern.

Die runden Knollen sind nach dem Trocknen höchstens 3 cm lang und 2 g schwer, sehr unregelmäßig gestaltet, hart, spröde, gelblich grau, riechen schwach aromatisch, schmecken fade, enthalten 27 % Stärkemehl, 48 % Bassorin, 1 % Zucker, 5 % Eiweiß, 2 % Mineralbestandteile u. a.

Heute stehen alle Orchideenarten unter dem Schutz nationaler und internationaler Gesetze, was insbesondere für die unterirdischen Pflanzenteile gilt. Innerhalb der EU sind alle Orchideenarten besonders geschützt und der Handel mit Salep ist verboten.

Salep dient bei der Lebensmittelherstellung als Verdickungsmittel. Gepulvert geben Salepknollen mit dem 40- bis 50-fachen Gewicht kochenden Wassers eine steife Gallerte. In der Türkei wird Salep zur Herstellung von Speiseeis und Milchprodukten benutzt. (Wiki) Im Mittelalter galten die Knabenkräuter anhand der Signaturlehre als potenzfördernd.

Interessant ist dabei die Fliegenragwurz (Ophrys insectifera), die auch Knollen besitzt. Blütenökologisch handelt es sich bei der Fliegenragwurz um „Lippenblumen vom Orchis-Typ“. Nektar fehlt, dafür wird ein „anbohrbares Gewebe“ angeboten. An der Basis der Blüte befinden sich glänzende Höcker als „Scheinnektarien“, die vermutlich ökologisch unbedeutend sind. Es handelt sich bei dieser Art um eine typische Insektentäuschblume, oder auch Sexualtäuschblume. Die Blütenblätter täuschen die Form einer Wespe vor und locken mit Aussendung des Sexualhormons beziehungsweise des Duftstoffs die Männchen bestimmter Hautflügler, insbesondere von Grabwespen (vor allem Argogorytes mystaceus) an. Diese führen auf der Lippe Begattungsbewegungen aus, wobei die Pollinien übertragen werden. Dieses Verhalten hört nach dem Schlüpfen der Weibchen auf. Die Fernanlockung wird durch Ähnlichkeit der Lippe mit dem Weibchen, die Nahanlockung durch spezifischen Duft und Berührungsreize erreicht. (Wiki)

Da ist die Potenzförderung schon evident, ob ein männlicher Konsument der Knollen dieser Pflanzen auch auf Attrappen hereinfällt? Wäre eine Untersuchung wert, wenn die nicht unter Naturschutz stehen würden.

Schließlich sammelten wir noch Triebe vom Weidenröschen, als wir auf der Jagd nach Waldmeister waren, daher hier noch einmal das Rezept: Weder Röschen noch Weide  -  Weidenröschen

Wilde Küche im Frühjahr: Junge Triebe vom schmalblättrigen Weidenröschen (Epilobium angustifolium) wie Grünspargel zubereitet: Viel (!) Olivenöl in einen Bräter, dazu Rosmarin, Knoblauch und Zitronenscheiben, salzen, und im geschlossenen Topf im Ofen bei 180° ca. eine halbe Stunde garen. Dazu Baguette, unbedingt lecker!

Das Weidenröschen ist weder eine Rose, es gehört zu den Nachtkerzengewächsen, noch wächst es auf Weiden, sondern eher an Waldrändern und auf Waldlichtungen (oft Erstbesiedler nach Kahlschlägen). Die "Weide" im Namen bezieht sich auf die Blätter, welche den Blättern der Weide ähnlich sind.

Der Pflanze werden allerlei Heilwirkungen zugeschrieben, insbesondere bei Prostataproblemen. Die jungen Triebe schmecken roh leicht säuerlich und ergeben ein spargelähnliches Gemüse. In der obigen Zubereitung ein echter Genuss. Doch in Kürze sind die Triebe lang und beginnen zu verholzen. Also jetzt wäre einmal die rechte Zeit, sie zu sammeln. . .

Letzten Dienstag war nicht nur Küche auf dem Tageszettel, sondern Filzen mit Judith. Das ging von 18:00 bis 21:00 Uhr, wie jeden Dienstag. 

In der Küche ab 15:00 Uhr geht es morgen noch einmal um Waldmeistersirup, und noch einmal um Selleriesalz, vielleicht auch Liebstöckelsalz. Außerdem stehen für unseren Kräutergarten am Fensterbrett und auf der Terrasse einige Arbeiten an. Es sind Neuankömmlinge aus der Gärtnerei angekommen, einige müssen umgetopft werden. Und es stehen noch einige Aussaaten an. Wenn nichts anderes dazwischen kommt.

Im Anschluss um 18:00 Uhr ist wieder Filzen mit Judith.

Wer dabei sein möchte: Anmeldung unter 05555 / 522 (AB Alte Schule) oder dingefinder@gmx.de. Kinder dürfen mitgebracht werden. Kosten: Lebensmittelumlage, eine Spende für die Alte Schule wäre nett. Für das Filzen: Nach Absprache.


Montag, 5. Mai 2025

Küche durch das Jahr: Eingelegte Lindenblätter, Waldmeister- und Gundermannsirup, Weißdornblüten

 

Lindenblätter

Jeden Dienstag von 15:00 bis 18:00 Uhr in der Alten Schule Fredelsloh: Küche durch das Jahr. Es sollen keine Mahlzeiten zum Auftischen produziert werden (was trotzdem durchaus passieren darf), sondern Grundrezepte ausprobiert, dabei wird darauf geachtet, was gerade Saison hat.

Eigentlich war es ja ganz anders geplant: Auf dem Zettel standen für den Dienstag letzter Woche Waldmeistersirup, noch einmal Löwenzahnhonig und Bärlauchkapern. Es kam anders. Der Waldmeistersirup wurde zubereitet, doch hatte ich schon bemerkt, dass unsere Dorflinde vor der Kirche (oder hinter der Kirche, je nachdem, von wo man kommt) eine Menge schöne große frische Blätter unten an den Trieben bekommen hatte. Die reizten mich, um sie einzulegen. Ich hab dafür zwei Rezepte gesammelt, eines nach Art der eingelegten Weinblätter, und eines, mit dem Lindenblättersauerkraut hergestellt wird. Für letzteres brauchte ich noch passende Steine, um das Kraut in den Weckgläsern zu beschweren, und deshalb ging ich auf den Hainberg, um passende zu sammeln. Dort stieß ich dann auf eine Unmenge blühender Weißdornbüsche, so dass. . . Lange Rede, kurzer Sinn: Es kam alles anders.


Lindenblätter einlegen

Beim Sammeln der Lindenblätter schon darauf achten, dass sie möglichst gleich groß sind, in der Küche dann die Stiele abschneiden und sie zu Stapeln von jeweils acht bis zehn übereinander legen. Diese Stapel nach und nach in leicht gezuckertem kochendem Wasser etwa drei Minuten blanchieren, dann zu „Päckchen“ einrollen, mit der Unterseite nach außen, und in Gläser stellen, ich nehme dazu Halblitergläser von Weck, die gefüllten Gläser mit einem heißen Sud von je 200 ml Wasser, 1 EL Salz, 1 TL Zucker und etwas Essig aufgießen und sofort verschließen. Nach ca. 2 Wochen kann man sie probieren.

Es ist eigentlich ein Rezept für eingelegte Weinblätter, funktioniert jedoch auch damit. In Kürze wage ich mich an ein weiteres Rezept, bei dem die Lindenblätter milchsauer vergoren werden. Also nächstens mehr.

Waldmeister

Waldmeister- und Gundermannsirup

Der Waldmeister wird gesammelt und etwa einen halben Tag lang anwelken gelassen. Dann lagenweise in einer Glas- oder Steingutschüssel einzuckern. Das Ganze mit einem Teller bedecken, der mit einem Stein (ausgekocht) beschwert wird. Das wird dann ein bis zwei Tage ziehen gelassen, dann aufgekocht, etwa fünf Minuten, dabei mit etwas Zitronensaft versetzt, abgeseiht und heiß in sterilisierte Flaschen abgefüllt. Judith (meine Liebste) hatte dem noch pflanzliche Lebensmittelfarbe (auf Chlorophyllbasis) zugesetzt, dass es nicht so trübe aussieht, sondern schön grün. Mit dem Gundermann verfahre ich ähnlich. Ich sammle ihn auch hauptsächlich jetzt dafür, da er jetzt im Frühjahr ein etwas lieblicheres Aroma hat als später im Jahr.


Weißdornblüten

Für dieses Jahr habe ich mir vorgenommen, eine größere Menge zu sammeln, für eine Weißdornteekur. Die Blüten als Tee wirken signifikant herzstärkend, und das kann ich heuer gebrauchen, auch wenn meine Herz-OP mittlerweile zweieinhalb Jahre zurück liegt.

Dafür sollte Weißdorn kurmäßig angewendet werden, das heißt, mindestens sechs Wochen lang jeweils morgens und abends eine Tasse von dem Blütentee, nach Bedarf mit Honig gesüßt.

Also hatte ich mich gleich der ersten Blüten angenommen, einen Leinenbeutel hatte ich mit. Nun liegen die Blüten zum Trocknen aus, und ihnen entströmt der charakteristische Duft, den ich als "fischig" wahrnehme. Der Tee jedoch schmeckt besser als er riecht. Dieses Odeur ist auch Bestandteil meiner Kindheitserinnerungen, denn meine Großmutter mütterlicherseits sammelte immer zur Saison eine große Menge der Blüten und ließ sie auf dem Dachboden trocknen. Dieser duftete dann in der Wärme intensiv nach Weißdorn.

Eine polnische Kräuterkundige erzählte mir vor Jahren, dass Rapshonig herzstärkend sei. Inwiefern das jetzt stimmt, habe ich nicht nachrecherchieren können, er gilt als stärkend für das Immunsystem und als einer der gesündesten Honige. Es kann also nichts schaden, wenn ich bei meiner Weißdornkur als ausgewiesenes Süßmaul mit der Frühlingstracht des Fredelsloher Honigs süße.

Besucht wurden die Weißdornblüten nicht nur von mir, sondern auch vom goldglänzenden Rosenkäfer, der sich mit Gebrumm an den Blüten labte.

Es lohnt sich übrigens, die Blüten selbst zu sammeln, und sich dabei auf die morgens frisch aufgeblühten zu konzentrieren. Es gibt Weißdorntee auch in der Apotheke zu kaufen, doch ist bei gekauftem Tee in der Regel der Blattanteil höher. Auch sagte mir eine befreundete Apothekerin, dass in einigen Ländern, wo Weißdorn extra angebaut wird, die Ernte so vonstatten geht, dass Tücher unter den Sträuchern ausgebreitet werden, und dann kräftig geschüttelt. Dass da eher die abgeblühten Blüten im Tee landen, liegt auf der Hand. Sicher, die Inhaltsstoffe werden gemessen und entsprechen dem Wirksamkeitsstandart. Doch schmecken tut der schonend selbst gesammelte allemal besser. Die Apothekerin ließ meinen Selbstgesammelten auch untersuchen und bescheinigte ihm einen hohen Qualitätsgrad. Also denn. . . .

Zum Abschluss des Küchentages kamen wir doch noch an das Pikieren von Kräuterjungpflanzen; Andorn, Basilikum und Muskatellersalbei waren dran.

Letzten Dienstag war nicht nur Küche auf dem Tageszettel, sondern Filzen mit Judith. Das ging von 18:00 bis 21:00 Uhr, wie jeden Dienstag. Es wurden Gläser für Teelichte umfilzt, mein allererstes Filzwerk meines Lebens sah übrigens ganz passabel aus (man wird so alt wie eine Kuh, und lernt doch immer noch dazu). Morgen soll es mit kleineren Dingen weitergehen. Da ich wieder mitmache, bin ich schon gespannt.

In der Küche ab 15:00 Uhr geht es morgen noch einmal um Waldmeistersirup, es soll Sauerteigbrot mit Natursauerteig gebacken werden, und da wir eine größere Menge Staudensellerie haben, wird auch noch Selleriesalz hergestellt. Wenn nichts anderes dazwischen kommt.

Wer dabei sein möchte: Anmeldung unter 05555 / 522 (AB Alte Schule) oder dingefinder@gmx.de. Kinder dürfen mitgebracht werden. Kosten: Lebensmittelumlage, eine Spende für die Alte Schule wäre nett. Für das Filzen: Nach Absprache.