Lindenblätter |
Jeden Dienstag von 15:00 bis 18:00 Uhr in der Alten Schule Fredelsloh: Küche durch das Jahr. Es sollen keine Mahlzeiten zum Auftischen produziert werden (was trotzdem durchaus passieren darf), sondern Grundrezepte ausprobiert, dabei wird darauf geachtet, was gerade Saison hat.
Eigentlich war es ja ganz anders geplant: Auf dem Zettel standen für den Dienstag letzter Woche Waldmeistersirup, noch einmal Löwenzahnhonig und Bärlauchkapern. Es kam anders. Der Waldmeistersirup wurde zubereitet, doch hatte ich schon bemerkt, dass unsere Dorflinde vor der Kirche (oder hinter der Kirche, je nachdem, von wo man kommt) eine Menge schöne große frische Blätter unten an den Trieben bekommen hatte. Die reizten mich, um sie einzulegen. Ich hab dafür zwei Rezepte gesammelt, eines nach Art der eingelegten Weinblätter, und eines, mit dem Lindenblättersauerkraut hergestellt wird. Für letzteres brauchte ich noch passende Steine, um das Kraut in den Weckgläsern zu beschweren, und deshalb ging ich auf den Hainberg, um passende zu sammeln. Dort stieß ich dann auf eine Unmenge blühender Weißdornbüsche, so dass. . . Lange Rede, kurzer Sinn: Es kam alles anders.
Lindenblätter einlegen
Beim Sammeln der Lindenblätter schon darauf achten, dass sie möglichst gleich groß sind, in der Küche dann die Stiele abschneiden und sie zu Stapeln von jeweils acht bis zehn übereinander legen. Diese Stapel nach und nach in leicht gezuckertem kochendem Wasser etwa drei Minuten blanchieren, dann zu „Päckchen“ einrollen, mit der Unterseite nach außen, und in Gläser stellen, ich nehme dazu Halblitergläser von Weck, die gefüllten Gläser mit einem heißen Sud von je 200 ml Wasser, 1 EL Salz, 1 TL Zucker und etwas Essig aufgießen und sofort verschließen. Nach ca. 2 Wochen kann man sie probieren.
Es ist eigentlich ein Rezept für eingelegte Weinblätter, funktioniert jedoch auch damit. In Kürze wage ich mich an ein weiteres Rezept, bei dem die Lindenblätter milchsauer vergoren werden. Also nächstens mehr.
Waldmeister |
Waldmeister- und Gundermannsirup
Der Waldmeister wird gesammelt und etwa einen halben Tag lang anwelken gelassen. Dann lagenweise in einer Glas- oder Steingutschüssel einzuckern. Das Ganze mit einem Teller bedecken, der mit einem Stein (ausgekocht) beschwert wird. Das wird dann ein bis zwei Tage ziehen gelassen, dann aufgekocht, etwa fünf Minuten, dabei mit etwas Zitronensaft versetzt, abgeseiht und heiß in sterilisierte Flaschen abgefüllt. Judith (meine Liebste) hatte dem noch pflanzliche Lebensmittelfarbe (auf Chlorophyllbasis) zugesetzt, dass es nicht so trübe aussieht, sondern schön grün. Mit dem Gundermann verfahre ich ähnlich. Ich sammle ihn auch hauptsächlich jetzt dafür, da er jetzt im Frühjahr ein etwas lieblicheres Aroma hat als später im Jahr.
Weißdornblüten
Für dieses Jahr habe ich mir vorgenommen, eine größere Menge zu sammeln, für eine Weißdornteekur. Die Blüten als Tee wirken signifikant herzstärkend, und das kann ich heuer gebrauchen, auch wenn meine Herz-OP mittlerweile zweieinhalb Jahre zurück liegt.
Dafür sollte Weißdorn kurmäßig angewendet werden, das heißt, mindestens sechs Wochen lang jeweils morgens und abends eine Tasse von dem Blütentee, nach Bedarf mit Honig gesüßt.
Also hatte ich mich gleich der ersten Blüten angenommen, einen Leinenbeutel hatte ich mit. Nun liegen die Blüten zum Trocknen aus, und ihnen entströmt der charakteristische Duft, den ich als "fischig" wahrnehme. Der Tee jedoch schmeckt besser als er riecht. Dieses Odeur ist auch Bestandteil meiner Kindheitserinnerungen, denn meine Großmutter mütterlicherseits sammelte immer zur Saison eine große Menge der Blüten und ließ sie auf dem Dachboden trocknen. Dieser duftete dann in der Wärme intensiv nach Weißdorn.
Eine polnische Kräuterkundige erzählte mir vor Jahren, dass Rapshonig herzstärkend sei. Inwiefern das jetzt stimmt, habe ich nicht nachrecherchieren können, er gilt als stärkend für das Immunsystem und als einer der gesündesten Honige. Es kann also nichts schaden, wenn ich bei meiner Weißdornkur als ausgewiesenes Süßmaul mit der Frühlingstracht des Fredelsloher Honigs süße.
Besucht wurden die Weißdornblüten nicht nur von mir, sondern auch vom goldglänzenden Rosenkäfer, der sich mit Gebrumm an den Blüten labte.
Es lohnt sich übrigens, die Blüten selbst zu sammeln, und sich dabei auf die morgens frisch aufgeblühten zu konzentrieren. Es gibt Weißdorntee auch in der Apotheke zu kaufen, doch ist bei gekauftem Tee in der Regel der Blattanteil höher. Auch sagte mir eine befreundete Apothekerin, dass in einigen Ländern, wo Weißdorn extra angebaut wird, die Ernte so vonstatten geht, dass Tücher unter den Sträuchern ausgebreitet werden, und dann kräftig geschüttelt. Dass da eher die abgeblühten Blüten im Tee landen, liegt auf der Hand. Sicher, die Inhaltsstoffe werden gemessen und entsprechen dem Wirksamkeitsstandart. Doch schmecken tut der schonend selbst gesammelte allemal besser. Die Apothekerin ließ meinen Selbstgesammelten auch untersuchen und bescheinigte ihm einen hohen Qualitätsgrad. Also denn. . . .
Zum Abschluss des Küchentages kamen wir doch noch an das Pikieren von Kräuterjungpflanzen; Andorn, Basilikum und Muskatellersalbei waren dran.
Letzten Dienstag war nicht nur Küche auf dem Tageszettel, sondern Filzen mit Judith. Das ging von 18:00 bis 21:00 Uhr, wie jeden Dienstag. Es wurden Gläser für Teelichte umfilzt, mein allererstes Filzwerk meines Lebens sah übrigens ganz passabel aus (man wird so alt wie eine Kuh, und lernt doch immer noch dazu). Morgen soll es mit kleineren Dingen weitergehen. Da ich wieder mitmache, bin ich schon gespannt.
In der Küche ab 15:00 Uhr geht es morgen noch einmal um Waldmeistersirup, es soll Sauerteigbrot mit Natursauerteig gebacken werden, und da wir eine größere Menge Staudensellerie haben, wird auch noch Selleriesalz hergestellt. Wenn nichts anderes dazwischen kommt.
Wer dabei sein möchte: Anmeldung unter 05555 / 522 (AB Alte Schule) oder dingefinder@gmx.de. Kinder dürfen mitgebracht werden. Kosten: Lebensmittelumlage, eine Spende für die Alte Schule wäre nett. Für das Filzen: Nach Absprache.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen