Zeit-Seeing I
Es war wieder einmal
heute,
als das Ungemach ihm
dräute,
als die Mamsel Ampfer
mampfte
und der Drucktopf
fauchend dampfte,
wo herinnen Mangold
garte,
weil sie am Spinate sparte.
Während sie so
wiederkäute
Ihre vegane
Grünzeugbeute,
dabei den garen
Mangold stampfte
während im Radio Roger
klampfte,
sah er nur schlanke
und aparte
wohlgeformte Beine, so
aus seiner Warte.
(Auf die er hingegeben
starrte). . .
Nur den Rest, den sah
er nicht.
(Hinterher machte er
ein lang´ Gesicht
als er im Bimbam vom
Geläute
der Hochzeitsglocken
reichlich spät bereute)
Zeit-Seeing II
Netzwerkzeitüberschreitung - ich erreiche Dich nicht.
Welch neue Worte muss ich
kennenlernen,
Wortungetüme, so
prosaisch, zu sperrig eigentlich
Für lyrische Gefühle.
Ach, ich muss das trennen lernen,
Hier meine Ungeduld und
meine Emotion für Dich,
Der Wunsch nach Deinen
Augensternen,
Dort der
Netzwerkunterbrecherich,
. . . und der Himmel ist
mit weißen Wölkchen zart betupft. . .
Das Gras wächst nicht
schneller, auch wenn man dran zupft.
Auch dem Willi wollte ich
noch etwas schreiben
Bevor das Jahr endgültig
seiner Wege geht,
Ihm endlich einmal sagen:
„Das kann ich nicht leiden!“,
So deutlich, dass auch er
den Sinn versteht.
Doch bin ich jetzt dabei,
die Zeit hier zu vertreiben,
Während der Computer lädt
und lädt.
Manchmal denk ich schon,
ich lass es bleiben. . .
So bleibt so manches
Hühnchen ungerupft.
Das Gras wächst nicht
schneller, auch wenn man dran zupft.
Vor lauter Langeweile
beginne ich zu Schnibbeln und zu Kochen.
So viel Warterei geht
nicht nur auf den Geist, auch in den Bauch.
Eine Instanz in mir fragt
sich: „Was habe ich verbrochen?“,
Derweil zerteil ich Möhren,
Pastinaken, Knoblauchwurst und Lauch.
Das Telefon ist ohne
Anschluss, schon seit Wochen.
Julienne zu schneiden
hilft oft gegen Frust und auch
ein gutes Sößchen wird
dann gern gerochen.
So kommt es, dass der
Koch, statt zu schreiben, wieder mal den Deckel lupft.
Das Gras wächst nicht
schneller, auch wenn man dran zupft.
Zeit–Seeing III
Die Zeit hatte sich
ganz schick gemacht
und ging um siebene
nach acht
in ein Büro für
Zeitarbeit.
Sie hätt es gern zu
Geld gebracht.
Sie hatte einen Job als
Uhrzeitzeiger anvisiert.
Dafür war sie überqualifiziert.
So ist sie weiter
arbeitslos. Das tut ihr leid.
Über Zeitarbeit
nachzudenken hat die Zeit jetzt Zeit.
Zeit-Seeing IV: Bist du immer pünktlich?
Körper,
Seele, Geist,
so
bin ich schon zu dritt.
Mein
inneres Kind
spielt
auch noch mit.
Unter-,
Über-Ich, ein Ego und das Selbst.
Das
Ganze dann noch mehr
als
die Summe seiner Teile.
Alles
tummelt sich in mir,
während
ich mich so beeile.
Du
erwartest mich so um halb vier.
Ganz
in sich versunken spielt
das
innere Kind still in seiner Ecke.
Der
Körper liegt lang hingestreckt
faul
auf der Tagesdecke.
Das
geht der Seele auf den Geist.
Das
Über-Ich und das Selbst sind mit dem Ego
derzeit
nach Übersee verreist.
Ich
schicke eine Mail an alle,
da
es schon nach drei und wirklich dringlich ist.
Ich
weiß, wie wenig Freude ich an Dir habe,
wenn
Du so richtig sauer auf mich bist.
Doch
einmal ehrlich:
Wie
kann ich mit dem ganzen Verein
pünktlich
sein?
Zeit-Seeing V
Mit Gelassenheit sich Zeit zu lassen,
das ist jetzt an der Zeit.
Zu wissen von den Kleinigkeiten.
Zu Großem sind so viele schon bereit.
Kein Speigelfechten mehr mit Worten,
keinen neuen Ismus als Systemkritik.
Wer bebauen und bewahren möchte,
tu das besser Stück für Stück.
Schnelligkeit, das ist der Zug der Zeit.
Die Zeit, die Geld ist in den Kassen.
Doch ich bin nun gereift bereit
mit Gelassenheit mir Zeit zu lassen.
Und dann
zünde ich mir eine Kerze an.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen